TRACES TO THE OTTOMAN ERA IN BULGARIA: A PERSONAL ENCOUNTER WITH A SMALL LIBRARAY IN FOURTEEN LANGUAGES IN CHIRPAN

Präsentation von Esra Ersen und Vortrag von Boris Deliradev (Tschirpan) und einer anschließenden Diskussion

Der Abend beginnt mit einer Präsentation der Künstlerin Esra Ersen, die ihre eigene Arbeit mit dem Titel "When Thinking Some Play with the Mustache, Others Cross Arms" vorstellt. Ersens Auftragswerk für die ISOE Ausstellung knüpft an das Promotionsprojekt "Heutiger Nachbar – gestriger Untertan: Der Balkan als Schnittstelle zwischen Osmanischem Reich und Europa aus der Perspektive osmanischer Reisender 1870-1918" der ISOE Wissenschaftlerin Leyla von Mende an. Boris Deliradev wird anschließend einen Vortrag über die faszinierenden Entdeckungen und persönlichen Erlebnisse halten, die er während der Erschließung einer Büchersammlung aus osmanischer Zeit gemacht hat. Ersen folgte während ihrer eigenen Recherchen zunächst wie von Mende den Pfaden osmanischer Balkanreisender des frühen zwanzigsten Jahrhunderts und besuchte die bulgarische Hauptstadt Sofia. Dort erfährt sie in Gesprächen mit Wissenschaftlern und Künstlern, bei Besuchen von Archiven und Museen von der Gegenwärtigkeit historischer Narrative und Stereotypen. Ihre Suche gilt den Brückenpunkten der Wahrnehmung zwischen Erfühltem, Erlebten und Vergangenem. Im Sofia traf sie auf den Übersetzer Boris Deliradev, der 2010 in seiner Geburtsstadt Tschirpan eine vierzehnsprachige Büchersammlung aus osmanischer Zeit wiederentdeckt hat, die von der bulgarischen Gemeinde des Ortes zusammengestellt wurde. Dieser Fund hat sein bisheriges Geschichtsverständnis, das als nicht-Historiker von dem Gelernten aus der Schulzeit der 1980er Jahre sowie den Medien geprägt ist, grundlegend verändert. Wie auch bei Esra Ersen, sind es die dabei zutage tretenden alternativen Erzählungen und die persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Geschichte, die ihn faszinieren.

alle Fotos (c) André Wunstorf