Aïssatou Mbodj-Pouye

Aïssatou Mbodj-Pouye forscht über zwei Foyers (Gastarbeiterwohnheime) in Paris, in denen westafrikanische Migranten Jahre, selbst Jahrzehnte verbringen. Mit ihrer Forschung trägt sie widerstreitende Ansichten über die Lage und die konzeptuellen Grenzen Europas zusammen. Die Foyerbewohner kamen ursprünglich in der Hoffnung auf ein besseres Leben, und diejenigen, die sich entschieden haben, langfristig in den Foyers wohnen zu bleiben, sind diejenigen, die ihre Familien „zu Hause“ zurückgelassen haben. Auch wenn sie das Foyer nicht zu ihrem Zuhause machen wollten, finden sie sich in Situationen wieder, wo sie den Anspruch erheben, Pariser zu sein. Mbodj stellt in den Raum, wer überhaupt ein Europäer ist und hinterfragt den noch immer vorherrschenden Umgang mit Foyerbewohnern, der sich auf ihre transnationalen Verbindungen konzentriert und nicht auf ihre Präsenz und Kontinuität als Teil der Städte Frankreichs. Sie argumentiert, dass man das Bild des armen Migranten, dessen wahres Leben und Zuhause nicht im Hier stattfindet – der abwesende Migrant - radikal überdenken muss, und dass man die imaginäre Grenze zwischen innen und außen, die suggeriert, der Migrant befinde sich im Foyer in einer abgeschiedenen Welt abseits der Stadt, revidieren muss.

Für die ISOE-Ausstellung arbeitete Mbodj zusammen mit Anissa Michalon.
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Installationsansischt Photo by (c) Mike Terry

BIO

Aïssatou Mbodj-Pouye erhielt ihren Doktorgrad der Anthropologie und Soziologie an der Universität Lyon in 2007. Sie ist Forscherin am CRNS und affiliiertes Mitglied des Centre d’études des mondes africains (CEMAf). Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Anthropologie der Schriftlichkeit, die sie durch ethnografische Projekte in Mali über die Schreibpraxis an verschiedenen Orten erkundet, sowie durch weiter gefasste Reflexionen über Schreibkultur. Seit 2010 ist Mbodj-Pouye assoziiertes Mitglied der Forschergruppe "Europa Finden“ (ISOE) des Berliner Zentrum Moderner Orient mit einem Forschungsprojekt über die räumliche Dimension der Erinnerung über Migration, im Besonderen durch die Geschichte von Wohnorten der Migranten. Gegenwärtig untersucht sie Aspekte von Erinnerung und Materialität in Westafrika und das Thema der afrikanischen Migration nach Frankreich.
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