Leyla von Mende |
Leyla von Mende untersucht, inwiefern zum Ende des Osmanischen Reichs und in den Anfangsjahren der Republik Türkei Teile Europas sowohl als neue Fremde als auch als ehemaliger Teil des Eigenen wahrgenommen wurden. Osmanische intellektuelle Eliten, die im späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert auf den Balkan reisten, beschrieben ihre früheren Provinzen mit einer Mischung aus imperialer Herablassung und Bewunderung für deren Fortschritt. So versuchten sie, sich und den Balkan in einem europäisch-osmanischen Beziehungsgeflecht zu verorten. Mendes Forschung will zeigen, dass sich in den Darstellungen der südosteuropäischen Staaten durch osmanische Reisende Dichotomien zwischen Innen und Außen sowie Eigenem und Fremdem auflösen konnten. Wenn ein osmanischer Reisender im frühen zwanzigsten Jahrhundert Sofia besuchte, sollte man dann von seinen Erfahrungen in Europa oder im ehemals Osmanischen Reich sprechen? Und sollte man ihn als einen „osmanischen Reisenden“ oder als Teil einer weiter gefassten Gruppe internationaler elitärer Reisender betrachten? Was für Formen referentieller Hierarchie kommen hier zum Tragen? Zu welchem Zeitpunkt repräsentiert Sofia was für wen?
Für die ISOE-Ausstellung arbeitete Mende zusammen mit Esra Ersen.
Für die ISOE-Ausstellung arbeitete Mende zusammen mit Esra Ersen.